Champagner? Das mit Abstand faszinierendste Getränk!
Kalk + Kreide + kühles Klima = Grenzenlose Stilvielfalt!
Forum Vini: Was ist denn – mal vom Preis abgesehen – an Champagner jetzt wirklich so besonders?
Christoph Nicklas: Ufff, wo fängt man da an? Champagner ist aus meiner Sicht auch nach all den Jahren in der Weinbranche das mit Abstand faszinierendste Getränk, und das hat mehrere Gründe.: Obwohl es derzeit auch aus anderen Weinländern mehr hochwertige Schaumweine als je zuvor gibt, reicht keiner an die Komplexität großer Champagner heran. Dieser Mix aus dem einzigartigen Terroir – Kalk und Kreide in allen Facetten treffen auf kühles Klima –, und enorm langer Historie samt riesigem Erfahrungsschatz bringt eine schier grenzenlose Stilvielfalt hervor. Von handwerklichen Winzern bis zu hoch eleganten Häusern, von saftigen Rosés bis zu ultra puristischen Blanc de Blancs, von jung bis 15 Jahre auf der Hefe gereift und durch die Perlage immer zum nächsten Schluck animierend – wer das einmal mit allen Sinnen genossen hat, will nicht mehr zurück …
Forum Vini: Worin besteht der größte Unterschied zwischen den gemeinhin aus dem Handel bekannten Champagnermarken und einem Erzeuger wie Champagne Gosset?
Christoph Nicklas: Man muss hier ein bisschen unterscheiden – und zwar zwischen den ganz großen Marken, die man auf der wirklich riesigen Fläche in Supermärkten findet, und den etwas kleineren Marken im top sortierten Lebensmitteleinzel- und Fachhandel. Erstere schmecken oft sehr eingängig bis Mainstream, mit eher kurzem Hefelager, sie sind recht hoch in der Dosage und dadurch charmant-süßlich-gerundet. Gosset würde ich zur zweiten Kategorie zählen: ein bekanntes Champagnerhaus, aber mit einer sehr geradlinigen, komplexen Stilistik, eher niedriger Dosage und gerne auch mal richtig lange auf der Hefe gereift. Sie sind damit mehr als einfach nur easy zum Nebenbei-Trinken oder als Aperitif, sondern Champagner mit Anspruch und auch perfekte Speisebegleiter. Obendrein kann Gosset mit Stolz von sich behaupten, dass sie tatsächlich das älteste Haus der gesamten Champagne sind: seit 1584 macht man hier Wein, damals übrigens noch ohne Blubber und meist rot.
Forum Vini: Wie kommen denn die häufig irrational anmutenden Preisunterschiede von 20 € bis XY tausend € zustande, alles Marketing?
Christoph Nicklas: Zunächst mal ein kleiner Rat: Für 20 Euro würde ich lieber richtig soliden deutschen Flaschengärsekt kaufen als Champagner. Dass guter Schaumwein per se etwas teurer ist, erklärt sich allein schon durch die Herstellung: aufwändige Handlese, zwei Gärungen, Hefelager und dadurch ein insgesamt längerer Produktionsprozess, Abrütteln, Degorgieren … all das kostet Zeit und Geld. Ab einem gewissen Preis wird es natürlich krass, aber das hat dann etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun: Von manch einem kultigen (und meist qualitativ extrem guten) Champagner gibt es nur 3000 Flaschen für die ganze Welt – da reißen sich dann Sternerestaurants, Hotels, Weinbars und Weinhandlungen in New York, Tokyo, Paris und Berlin drum. Nicht selten sind das übrigens Champagner von selbstständigen Winzern oder kleinen Häusern ohne Marketingbudget. Es gibt aber zugegebenermaßen auch ein paar hyperteure Produkte, die über Design und Marketing ihren hohen Preis rechtfertigen wollen. Man muss also wie so oft ein bisschen genauer hinschauen …
Forum Vini: Was taugen Champagner von Promis wie Jay-Z oder Brad Pitt überhaupt?
Christoph Nicklas: Auch hier muss man unterscheiden: Jay-Z hat ja inzwischen 50 Prozent seiner Anteile an der Marke Armand de Brignac an den Luxusgüterkonzern LVMH verkauft, Brad Pitt hat noch ein anderes großes Projekt für Rosé-Stillweine, Leonardo di Caprio verweist bei „seinem“ Champagner gerne darauf, dass er „100% organic“ und nachhaltig ist. Machen wir uns nichts vor: Keiner der Herren steht wochenlang mit im Weinberg oder hilft im Keller beim Abstich oder Umpumpen. Schlecht sind die Champagner aber deshalb nicht, sie werden oft von großen, erfahrenen Häusern produziert, die sich dezent im Hintergrund halten, und schmecken technisch tadellos. Brad Pitt arbeitet sogar mit einem der absoluten Top-Produzenten der Côte des Blancs zusammen, Pierre Peters. Wenn man in seinem Keller steht, ist nichts „fake“ oder nur Marketing!
Forum Vini: Auf was können wir uns denn in der Masterclass mit Champagne Gosset denn besonders freuen?
Christoph Nicklas: Ich hatte ja schon im letzten Jahr eine ähnliche Masterclass, die Besucher waren total happy und fragten schon damals, ob wir so etwas im nächsten Jahr wieder machen. Daher wird es eine ähnliche Tour: Wir reisen gemeinsam durch die Champagne, ergründen ihre Besonderheiten und Historie, lernen alles über das legendäre Haus Gosset und verkosten sechs ganz unterschiedliche Champagner – vom Brut ohne Jahrgang bis zu 12 Jahre gereiften Rosé und den super exklusiven Jahrgangs-Blanc-de-Blancs 2012 Célébris. Alles interaktiv, locker und lustig. Vorbeikommen lohnt sich, es ist einfach das perfekte Programm für einen Sonntagmittag – versprochen!